Romanauszüge aus "Reichsparteitag"

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Nun fang an. Endlich, Scheuerlein. Der Satz ließ sich nicht abschütteln. Er griff zur Post, die der Hausbote vor seinem Erscheinen auf seinen Schreibtisch gelegt hatte. Ein Schriftstück stach hervor. Offener Umschlag, bedruckt "Polizeipräsidium Nürnberg - Fürth". Er öffnete ihn, sein Blick fiel auf die Unterschrift: Schley, Kriminalrat. Wenn der jetzt nur noch schriftlich mit ihm kommunizierte .... doch der Inhalt - eindeutig. "Auf Anweisung und nach Rücksprache mit dem Präsidenten der Nürnberg - Fürther Polizei, SS - Brigadeführer Dr. Benno Martin ... richten Sie Ihre Untersuchungen nach den Gegebenheiten im Staat. Die einschlägig vorbestrafte Klientel zu derartigen Tatumständen ist vordringlich einzuvernehmen. Rapporterstattung hat täglich zu erfolgen. Gez. Schley."

Scheuerlein, da hast du wohl gestern zu hoch gegriffen, dachte er. Die Partei ist schneller als du. Er fühlte sich wie eine Fliege im Netz. Das gute Gefühl vom vorigen Abend wich leichter Panik - Züge mußte er in Kenntnis setzen.

Ihn anrufen und kommen lassen war eins.
Züge bemerkte die leise Angst in Scheuerleins Stimme und blieb betont knapp, eilfertig.
Minuten später betrat er Scheuerleins Büro.
"Ich habe Post".
"Was jetzt?"

Züge hatte die Situation durchschaut, man brauchte nicht reden. Scheuerlein deutete auf das Telephon und schüttelte den Kopf (Scheuerlein, ein Leichtes im Präsidium, die Leitungen transparent zu machen...).

"Nix - wir machen wie gestern besprochen weiter, wie es kommt. Jetzt fahren wir erst einmal raus in die Wohnung der Mack und schauen uns da um. Die Lebensumstände und so. Und sonst...": Scheuerlein nahm den Zeigefinger vor den Mund und schloß diesen. Es gab nichts mehr zu sagen (Denk auch an deinen Papierkorb, Scheuerlein - ist da was drin?).

Züge nickte.

Es blieb ihnen die Straßenbahn, um in die Humboldtstraße zu kommen, auf Motorräder oder gar Dienstwägen mit deren Fahrtenbücher mußten sie nun verzichten. Schade, fanden beide nach dem Verlassen des Dienstgebäudes.

Die Verbindungen in die Südstadt mit der Straßenbahn waren allerdings nicht schlecht. Scheuerlein stellte sich auf die hintere Plattform, den Ort liebte er besonders, hier konnte er die Gegend wie in einem Film vorüberziehen lassen. Die Zeitungsständer am Opernhaus, das - unnötig es zu bemerken - besonders schön herausgeputzt war, leuchteten vom Rot der Verlagswerbungen, besonders des Eher-Verlages Berlin und München. Dieser hat die Rechte an allen Führerbildern, ob "privat" oder als Staatsmann. Hatte der Führer ein Privatleben?


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