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Im Gleichschritt der marschierenden Kolonnen (Mit festem Tritt, Scheuerlein!) wogten die Fackeln mit, als zöge eine Karawane durch die Straßen. Ein Schwanken war sichtbar, es könnte aber auch die Müdigkeit der SAler gewesen sein, die dieses Schwanken verursachte. (Oder der Restalkohol von gestern abend, Scheuerlein. Daß du hier überhaupt um neun noch stehst, weißt du überhaupt, wem du das zu verdanken hast? Dem Dr. Göbbels mit dem Klumpfuß. Das war nämlich seine Idee, die Politischen Leiter nachts marschieren zu lassen. Warum? Weil am Tage jeder sehen konnte, wie arisch und blauäugig diese nicht blonden Herren sind. Und nicht selten mit einer Fahne versehen, und die war nicht aus Stoff. Kennst du, denk' an Deine Freunde aus Sachsen in der Merkur. Jetzt hat es Dich wieder eingeholt, Du bist bei Deiner Angst vor den nächsten Tagen. Laß' Dich doch noch ablenken, eine halbe Stunde?)
Gelb leuchteten die Gesichter der Zuschauer an Scheuerleins Position, Beifall klatschend rief die Menge "Heil!" oder "Heil Euch!" Das Klirren des Marschgepäcks der Schutzabteilungen untermalte metallisch die Anfeuerungen der Masse. Den Takt gaben die Tritte der Stiefel dumpf vor.
Wo wollten diese alten Männer mit ihren Ranzen denn noch hinlaufen, dachte Scheuerlein.
Die letzten Marschblöcke zogen an ihm vorüber, auch die Zuschauer begannen sich zu verlaufen. Meist versuchten diese, über nicht gesperrte Nebenstraßen in den Bereich des Hotels Deutscher Hof zu gelangen, um einen Blick auf ihre Heilsfigur zu erhalten. Da war die Stimmung auch besonders prächtig, Musik spielte dort fortwährend, die SAler strafften sich vor ihrer Vorsehung noch einmal, bevor sie in die Südstadt weiterliefen, beherrschten ihre Mienen, denn die mittlerweile heruntergebrannten Fackeln begannen die Hände anzugreifen. Die Wirtschaften würden voll sein heute Nacht, nicht wenige der Teilnehmer würden heute Nacht wieder versuchen, ihre Brandblasen mit Bier zu kühlen. Traditionell war dies die Nacht der politischen Bierleichen, mancher Deutsche Gruß würde in fränkisch nur mehr "Haal Hiddller, Gmerad!" lauten.
Scheuerlein verließ den Dienstort, meldete sich beim Einsatzführer vor Ort nicht ab, begann zum Westtor zu laufen und über die Waizenstraße die Höhe zum Jakobsplatz zu ersteigen. Eine an die Wand gemalte Reklame war hell beleuchtet, sie warb für "Deutschen Weinbrand". Auf ihr war ein blonder Mann zu sehen, der sich ein Glas bräunliche Flüssigkeit einschenkte. Dieser lächelte.
Scheuerlein bewegte sich in Mengen von Zivilisten und Uniformierten, die bester Laune ins Zentrum strömten. Ab dem Weißen Turm mußte er gegen den Strom laufen, drehte sich dabei um, um zu sehen, ob ihm jemand folgte. Hier hätte er es eindeutig gesehen. Was Züge mit dem Treffen in dessen Zimmer wollte, war ihm nicht ganz klar. Warum sollte man seine Karten auf den Tisch legen, bevor man diese spielte?
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